Tesla's Pläne (D)

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Selbstverständlich war der Tesla Roadster nie als Massenprodukt gedacht. Er umriss aber das damals Machbare und brachte Tesla Motors viel praktische Erfahrung. Sehr gut erläuterte Espen Pedersen von Tesla Motors die Rolle des Tesla Roadsters (E) in Tesla’s Modellpolitik. Bis Dez. 2012 wurden 2500 Tesla Roadster an Kunden in 31 Ländern ausgeliefert und haben weit über 50 Millionen Kilometer hinter sich. Die sorgfältig gesammelten Erfahrungen mit Technik, Kunden und Service trugen entscheidend zur Entwicklung der nächsten Modelle und den Aufbau des Verkaufsnetzes bei - nebst einem wesentlichen Beitrag zur Finanzierung. Gemäss Elon Musk war die Produktion des Roadsters trotz allen Anlaufproblemen mit einer Bruttomarge von 30% insgesamt sehr profitabel (zitiert aus Interview). Eine ausführliche Darstellung der Geschichte von Tesla Motors in deutscher Sprache findet sich auf den Webseiten von Ralph Bernecker. Kritik an der Geschäftspolitik und den Produkten (E) von Tesla in der Presse  ist in der Regel mit etwas Vorsicht zu geniessen - sie hält einer Ueberprüfung der Fakten allzu oft nicht stand. 

Am 10. Juni 2010 hatte Tesla Motors in Zürich an der Pelikanstrasse 10 das Schweizer Verkaufs- und Servicezentrum eröffnet. Die Schweiz schaffte schon 2011 mit über 100 Roadstern die höchste “Tesla-Roadsterdichte” pro Kopf in der Welt. Um den neuen Ansprüchen durch das Model S gerecht zu werden wurde 2013 die Servicegarage vergrössert und nach Winterthur verlegt. 2014 folgte dann das Service Center in Möhlin bei Basel und später Bern, Baar, Genf-Meyrin und Schlieren(ZH). Die Bestellungen für das Model S erreichen in der Schweiz im europäischen Vergleich wiederum gute Werte. Die Auslieferungen in der Schweiz begannen mit einer ersten Serie am 17. August 2013 und 2014 waren schon um 600 Fahrzeuge registriert. Am 9. Oktober 2014 wurde auch eine zusätzliche Modellvariante mit 2 Motoren (auf 4 Räder) und noch höherer Leistung vorgestellt. Die Reichweite hat sich durch die Verwendung zweier Motoren nicht etwa verringert, sondern verbessert. Wie diese Verbesserung zustande kommt, erläutert Tesla in ihrem Blog zu den Reichweiten der Model S Reihe.

Tesla verfolgt einen dreistufigen Geschäftsplan:

Die dem Roadster folgenden 3 Modelle wurden für zunehmend grössere Serien und entsprechend tiefere Preise entwickelt. Das 2009 vorgestellte Modell S, eine 5 (+2) -plätzige Limousine, erreichte eine Reichweite von 480 km (300m) und in einer Sportversion 510 km (320m, 2 Zyklus Test). Weitere Erläuterungen zu den Reichweiten im aktuellen 5-Zyklus Test finden sich in den Blogs auf Teslas Webseite. Neue Varianten mit noch leistungsfähigeren Batterien wurden 2015/16 eingeführt. Auch die Zusammenarbeit mit Panasonic, einem der grössten Batteriehersteller der Welt, wurde laufend vertieft. Die Entwicklung schreitet rascher fort, als Fachkreise zumeist erwartet hatten. Für die Produktion des Modelles S kaufte Tesla Motors eine bestehende Anlage in Kalifornien und vereinbarte dort eine Zusammenarbeit mit Toyota - vor allem für die Produktionstechnik. Tesla Motors lieferte an Toyota die Antriebsstränge für den schon früher einmal für Kalifornien als Elektroauto gebauten RAV4, wie auch für eine neue elektrische Version des Mercedes B. Zu diesen und anderen Aktivitäten finden sich weitere Daten in den jeweiligen Jahresberichten

Die Aktien werden unter dem Kürzel TSLA gehandelt. Im Mai 2013 erklärte Tesla, dass ihr Schnelladenetz erheblich zügiger als ursprünglich vorgesehen  ausgebaut werden soll und die Stationen eine noch grössere Ladeleistung erhalten werden. Es ist zudem vorgesehen diese, wo immer möglich auch mit Solarzellen bestückten Stationen, mit Pufferbatterien zu versehen. Schon ab Anfang 2014 wurde es möglich die USA auf den ersten Routen mit Tesla's Model S, einer sehr komfortablen und grossen Limousine, gratis und franko und mit viel Sonnenenergie zu durchqueren. Tesla erschliesst sich damit ein weites zusätzliches Geschäftsfeld, wie hier z.B. das Wall Street Journal erläutert (engl.). Eine weitere Steigerung der Ladeleistung der Tesla-Stationen über die heutigen 130kW hinaus ist im Gange. Das neue Tesla Model 3 kann an entsprechend leistungsfähigen Stationen mit bis zu 200 kW geladen werden. Da das Model 3 mit der europäischen CCS-Norm geladen wird, ist es nicht auf die Tesla Schnelllader angewiesen, es kann auch jede andere Station dieser Norm benutzen. Mit den stärksten Ladern dieser Norm wurden auch gut 190kW erreicht (in Deutschland).

Für die Weiterentwicklung der neuen Fahrzeuge wurde als "Vicepresident Vehicle Engineering"  Chris Porritt von Aston Martin verpflichtet (6.5.2013) und im April 2016 folgte Félix Godard von Porsche als Interieur-Designer. Geschickte Schachzüge, wie schon die damalige Zusammenarbeit mit Lotus für die Entwicklung des Roadsters.

Auch die Forschung wird nicht vernachlässigt und 2015 wurde zur Weiterentwicklung der Batteriezellen ein 5-jahres Vertrag mit der kanadischen Dalhousie Universität (Nova Scotia) abgeschlossen. Es sollen schon seit einiger Zeit Absolventen dieser Universität bei Tesla arbeiten.

Tesla's "New Venture Management" ist gut durchdacht und wird konsequent umgesetzt.

Zum besseren Verständnis des Geschäftsplanes von Tesla kann ich die Lektüre des klassischen "Silicon Valley" - Werkes von Moore: Crossing the Chasm: Marketing and Selling Disruptive Products to Mainstream Customers (Collins Business Essentials) empfehlen.

Vorstellung des Model S im Oktober 2011: 

Am 22.Juni 2012 wurden termingerecht die ersten Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert. 

Weitere Informationen zur Situation 2015 und einen Ausblick bis 2020-25 findet sich iin einem Bloomberg-Interview mit Elon Musk vom Januar 2015. Auch die jeweiligen Jahresberichte sind lesenswert.

Die Auslieferungen der europäischen Versionen begannen im August 2013 und es erschienen viele Fahrberichte. Hiezu mal Motor Trend (engl.) und Road and Track (engl.) oder hier durch die US-Rennfahrerin Leilani Munter (engl.). Auch in Europa verkauft sich das Model S gut und die hiesigen Berichte sind ebenfalls weitgehend positiv, wie hier im Manager Magazin. Untenstehend ein weiterer aktueller (2016) Fahrbericht zum Tesla Model S unter europäischen Fahrbedingungen: 

Die Einführung der Version P85D mit 2 Motoren und Vierradantrieb, erfolgte in Europa am 27. Februar 2015  in Interlaken (Schweiz). In seiner Ansprache erläuterte Jerome Guillen (head of global sales and service at Tesla Motors Inc.) u.A, die Rolle der Kunden in der Modellentwicklung.

Am 23. August 2016 wurde dann die Einführung einer nochmals stärkeren Version des Modelles S mit einer NEDC-Zyklus Reichweite von über 600 Km vorgestellt:

"The Model S P100D with Ludicrous mode is the third fastest accelerating production car ever produced, with a 0-60 mph time of 2.5* seconds. However, both the LaFerrari and the Porsche 918 Spyder were limited run, million dollar vehicles and cannot be bought new. While those cars are small two seaters with very little luggage space, the pure electric, all-wheel drive Model S P100D has four doors, seats up to 5 adults plus 2 children and has exceptional cargo capacity.

The 100 kWh battery also increases range substantially to an estimated 315 miles on the EPA cycle and 613 km on the EU cycle, making it the first to go beyond 300 miles and the longest range production electric vehicle by far.”


Das Modell S hatte im Mai 2013 Bestnoten in "Consumer Reports" erhalten - eine Zeitschrift, die in den USA verbreitet gelesen wird und einen sehr guten Ruf geniesst. Wesentliche Erfahrungen heben die Fahrer von Consumer Reports im Gespräch unten hervor (engl.). 

Das Model S erhielt zudem die beste Wertung in Crash-Tests der NHTSA in den USA (Aug. 2013), die je einem Fahrzeug verliehen wurde. Der elektrische Antrieb soll in einigen Punkten dazu beigetragen haben.

Das Model S bewährt sich auch unter recht harten Winterbedingungen:


Im Februar 2012 wurde zusätzlich das auf derselben Platform basierende Model X, vorgestellt. Die ersten Fahrzeuge aus der Produktion wurden am 29. Sept 2015 gezeigt. Ein weiteres, aber dann kleineres Auto, folgte Ende März 2016 als Modell 3.

Schon die erste Nachfrage nach dem Model S in den USA fiel höher als erwartet aus und die Verkäufe erreichten rasch siginifikante Marktanteile im Segment der grossen Limousinen. Die Produktion wurde laufend angehoben und hinkt immer wieder der Nachfrage hinterher. Die gesamte, von GM und Toyota stammende Produktionsstätte, war ursprünglich für bis zu 500'000 Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt und Tesla plant diese längerfristig auch auszunützen (engl.). Selbstverständlich sind so hohe Wachstumsraten nicht ohne gelegentliche Probleme zu bewältigen, wie auch die ersten Monate der Produktion des Modelles X und des  Modelles 3 zeigten.

In Europa haben die Verkäufe die Erwartungen von Tesla ebenfalls übertroffen. Es kann sein, dass Tesla als erster Produzent von Elektroautos die erste Verkaufswelle - an “Early Adopters”- hinter sich gelassen hat. Darauf deutet z.B. der Erfolg am Flughafen von Amsterdam, wo eine grosse Flotte elektrischer Taxis in Betrieb genommen wurde: Flughafen Schipol mit 167 Tesla Model S. Auch für das Modell 3 zeichnet sich eine grosse Nachfrage ab und Tesla konnte innert weniger Tage über 300’000 Vorbestellungen (à je 1000.- Fr, $ etc.) verbuchen. Gemäss Elon Musk mussten die Produktionspläne wiederum überdacht werden. Den ersten konkreten Schritt, der die eingeschlagene Richtung anzeigt, hat Tesla 2016 mit dem Kauf der Firma Grohmann Engineering in Deutschland getan. Weiteres dazu findet sich bei TeslaMag (D).

Ende Juli 2017 wurden dann die ersten Serienfahrzeuge des Model 3 ausgeliefert. In Europa trafen sie ab Februar 2019 ein. Tesla ist es wiederum gelungen ein in seiner Klasse sehr konkurrenzfähiges Fahrzeug mit vorzüglichen Fahreigenschaften anzubieten. Die Reichweite des Model 3, mit “Long Range" (LR) Batterie, beträgt um 500 Km (USA, EPA-Standard 310m), entsprechend über 600 Km NEFZ) - bei sehr sportlichen Fahrleistungen. Auffallend ist die hohe Effizienz des Antriebsstranges. Im schweizerischen Mittelland schafft man bei flüssiger und ruhiger Fahrweise durchaus einen Verbrauch um 150-160 Wh/Km. Auf Autobahnen bei stetigen 120 Km/h wurde eine Reichweite von 450 Km gemessen (Sommer, Sommerreifen). Mit diesen Reichweiten können selbst die “Ankündigungen” potentieller Konkurrenten bisher nicht Schritt halten. Die hohe Effizienz mit einer ausgefeilten Aerodynamik dazu, erlaubte mit einer relativ kleinen Batterie (ca. 75 kWh) auszukommen und damit zugleich das Gesamtgewicht mitsamt Kosten für ein Elektroauto mit grosser Reichweite tief zu halten (1850kg). Das Auto ist damit nicht schwerer als leistungsmässig und in der Grösse vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren und Allradantrieb (z.B. Porsche Macan, Mercedes C).

Es scheint sich wieder zu bestätigen, dass Teslas technischer Vorsprung sich immer noch eher ausweitet als verkürzt. Mit etwa 500’000 Vorbestellungen für das neue Model 3 in der Hand ist Tesla, in den Worten von Elon Musk, tatsächlich in “Production Hell”. Im Film oben hiess er seine Angestellten in dieser Hölle willkommen. Ab Juli 2018 erreichte die Produktion aller Modelle zeitweise über 7000 Fahrzeuge pro Woche, davon etwa 5000 Model 3. In den USA und Kanada wurden bis November 2018 über 100’000 Model 3 ausgeliefert. Das Auto ist in seiner Klasse sehr erfolgreich - nicht nur unter Elektroautos. Zur Zeit ist gemäss Elon Musk die Produktion durch die Anzahl verfügbarer Batterien begrenzt.

Selbstverständlich sind noch weitere Modelle in Arbeit, wie der neue Roadster, ein SUV, Pick-up truck und grössere Lastwagen - ein sog. “Semi”. Diese Entwicklungen im Fahrzeugbereich werden durch Initiativen mit Photovoltaik und zugehörigen Batterien ergänzt. Ein Beispiel sind die Projekte und Installationen auf Amerikanisch-Samoa, oder in Australien. Die Insel Samoa z.B. plant sich zu 100% mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Die Märkte in diesem Bereich könnten mit der Zeit die Automobile übertreffen. Für die Automobilproduktion, wie Batterien, sollen mehrere neue Standorte, näher an den grössten Märkten, gefunden werden. In China (bei Shanghai) ist eine Fabrik schon im Bau und der Produktionsbeginn wird dort auf Ende 2019 erwartet. In Arbeit seien auch Standorte in Deutschland

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Quelle: Motor Trend